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Interview mit Dipl. Psychologe Oliver Hardenberg

In der Ausgabe 01/2024 veröffentlichte die Zeitschrift pate ein Interview mit Dipl. Psychologe Oliver Hardenberg.

“ paten: Herr Hardenberg, was sind aus Ihren Erfahrungen typische Gründe für das „Scheitern“ von Pflegeverhältnissen?

Hardenberg: Bei der Frage, ob ein Pflegeverhältnis überhaupt als gescheitert zu betrachten ist, möchte ich vorab einige grundsätzliche Überlegungen anführen und Informationen und Verläufe im Pflegekinderwesen berücksichtigen. Zunächst müssen Erfahrungen des betroffenen Pflegekindes in der Herkunftsfamilie (wie seelische, körperliche, sexuelle Gewalt und Vernachlässigung), die Möglichkeiten und Grenzen der Pflegeeltern und die Bedingungen des Pflegeverhältnisses (vgl. verunsichernde Rückführungsoptionen, hoch frequente Kontakte mit den leiblichen Eltern insbesondere bei traumatisierten Pflegekindern) beachtet werden. Dann muss man schauen, wie alt das Pflegekind zum Zeitpunkt des (möglichen) Scheiterns ist, wie lange es bereits in der Pflegefamilie lebte. Wie verlief die Integration in die Pflegefamilie? Wie wurde die Pflegefamilie bisher inhaltlich beraten? Und ist es ein Scheitern, wenn die im Hilfeplan formulierte Zielplanung – sprich Verbleib bis zur Verselbständigung in der Pflegefamilie – nicht möglich ist, weil das bisherige Zusammenleben für das Pflegekind, für die Pflegeeltern bzw. Pflegefamilie oder für das Jugendamt aus verschiedenen Gründen so nicht mehr sinnvoll oder tragbar ist? Mit diesem Ende des bisherigen Weges soll und kann dann ein neuer Weg mit neuen Unterstützungen geschaffen werden und folgen. Dieses sollte offen und nachvollziehbar für alle Beteiligte erklärt und kommuniziert werden. Wenn die Beziehungen zwischen Pflegekind und Pflegeeltern über mehrere Jahre entstanden und nicht völlig zerrüttet sind, besteht auch die Möglichkeit bei gegenseitigem Wunsch und zum passenden Zeitpunkt – in Kooperation und Absprache mit den pädagogischen Konzepten der neuen Lebens- und Wohnform des Kindes oder Jugendlichen – entstandene positive Bindungs- und Beziehungsanteile aufrechtzuerhalten.“

Auf der Seite der IPA Münster kann das vollständige Interview heruntergeladen werden.